Schwyz stärkt seine Innovationskraft: CSEM eröffnet neuen Standort
CSEM expandiert und eröffnet 2026 einen neuen Standort im Kanton Schwyz. Warum Schwyz? Und was genau ist geplant? Vincent Revol, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für den Aufbau, gibt Einblicke.

Ein Interview mit Vincent Revol

Vincent, CSEM eröffnet 2026 einen neuen Standort in Schwyz. Was gab den Ausschlag für diesen Schritt?
Im Herbst 2023 ist der Kanton Schwyz aktiv auf uns zugekommen. Die Regierung hatte den Wunsch, die technologische Innovationskraft in der Region gezielt zu stärken. Mit unserer Arbeit vor Ort werden wir den Unternehmen im Kanton praxisnahe Technologien zugänglich machen – insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik. Dabei arbeiten wir natürlich eng mit den regionalen Stakeholdern wie Schwyz Next und den Hochschulen HSLU und OST zusammen. Damit stärken wir nicht nur die Innovationskraft, sondern tragen auch dazu bei, langfristig hochwertige Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Für uns war von Anfang an klar: : Wenn wir mit einem neuen Team einen echten Mehrwert für die lokale Wirtschaft schaffen können, machen wir aus Überzeugung mit. Dabei ergänzen wir die bestehende Expertise aus Alpnach gezielt.
Wir schätzen auch die langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft in der Zentralschweiz sehr. Unser Standort in Alpnach war der dritte CSEM-Standort nach Neuenburg und Zürich – 2001 eröffnet. Die sechs Zentralschweizer Kantone unterstützen uns in der Folge kontinuierlich, und nächstes Jahr feiern wir das 25-jährige Bestehen dieser Zusammenarbeit. Es ist uns wichtig, diesen Erfolg weiter auszubauen und den Zugang zu unserem Technologieportfolio in der ganzen Region zu stärken - wobei der Kanton Schwyz nicht nur den neuen Standort ermöglicht, sondern sich auch weiterhin am gemeinsamen Engagement in Alpnach beteiligt.
Wie sieht der konkrete Zeitplan für den Aufbau aus?
Die politischen Prozesse sind abgeschlossen. Der Regierungsrat des Kantons Schwyz hat Ende 2024 beschlossen, die Ansiedlung von CSEM mit einem jährlichen Beitrag von 1,4 Millionen Franken zu unterstützen. Und die Gemeinde Schwyz leistet einen Beitrag mit 100'000 Franken. Wir befinden uns nun in der Detailplanung für den Start Anfang 2026 – mit einem Team von 5 bis 7 Fachpersonen, das bis spätestens 2029 auf 10 bis 12 wachsen soll. Gleichzeitig bauen wir erste Kontakte mit der lokalen Industrie auf. Temporär werden wir im Hauptort Schwyz untergebracht sein, langfristig ist der Umzug ins Zeughausareal Seewen, in unmittelbarer Nähe zum SBB-Bahnhof Schwyz vorgesehen.
Welche Schwerpunkte wird der neue Standort inhaltlich setzen?
Der Fokus liegt klar auf Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Uns ist wichtig, den Zugang zu Schlüsseltechnologien für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) möglichst niederschwellig zu gestalten – beispielsweise aufzeigen, wie Automatisierungslösungen und Robotik ohne grossen Engineering-Aufwand in KMU eingesetzt werden können. Unsere Aufgabe ist es, die Brücke zwischen Hochschulen und der Industrie zu schlagen und praxisorientierte Lösungen zu entwickeln.
Darüber hinaus wird der Standort Schwyz – wie alle unsere Standorte – ein Tor zum gesamten Technologieportfolio von CSEM sein. Unsere über 630 Mitarbeitenden arbeiten tagtäglich an innovativen Lösungen, wir halten über 200 Patente, und unser Netzwerk spannt sich über die ganze Schweiz. Dieses umfassende Know-how steht auch den Unternehmen im Kanton Schwyz zur Verfügung.
Wir bringen Spitzentechnologie dorthin, wo sie gebraucht wird – einfach, zugänglich und auf den konkreten Bedarf der Unternehmen abgestimmt.
Wird der Standort Schwyz auch mit den anderen CSEM-Standorten zusammenarbeiten?
Absolut. Schwyz ergänzt unser Zentralschweizer Engagement auf sinnvolle Weise. Ebenso wie Alpnach berücksichtigt der neue Standort die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft. Gleichzeitig bringt Schwyz spezifische Kompetenzen ein, mit denen wir auch über die Region hinaus Wirkung erzielen wollen. Die neue Einheit wird inhaltlich, personell und strategisch in unser gesamtes Netzwerk eingebunden. Unser Ziel bleibt es, allen Partnern in der gesamten Region den Zugang zum gesamten Know-how von CSEM zu ermöglichen – unabhängig vom jeweiligen Standort.
Was können Unternehmen konkret erwarten?
CSEM bringt angewandte Forschung direkt zu den Unternehmen. Wir analysieren technologische Herausforderungen, entwickeln gemeinsam Lösungen und unterstützen bis zur Umsetzung. Entscheidend ist: Die Lösungen entstehen nicht irgendwo – sondern mit und für die Unternehmen hier vor Ort. Hier ein paar konkrete Beispiele aus der Zentralschweiz:
Mit der E. Luterbach AG in Luterbach haben wir eine KI-basierte App entwickelt, die Aluminium- und Kunststoffprofile per Smartphone eindeutig erkennt – schnell, präzise und ohne zusätzliche Hilfsmittel.
Für das Gübelin Gem Lab in Luzern entstand die Anwendung Gemtelligence, die mittels künstlicher Intelligenz Edelsteine analysiert und so die Arbeit von Expertinnen und Experten ergänzt.
Gemeinsam mit der Schweizer Paraplegiker-Stiftung in Nottwil wurde ein innovatives, individuell anpassbares Sitzkissen aus dem 3D-Drucker realisiert – für mehr Komfort und Lebensqualität von Rollstuhlfahrenden.
Und mit der ATP Hydraulik AG haben wir eine intelligente Softwarelösung entwickelt, die Hydrauliksysteme automatisch optimiert. Durch den Einsatz von maschinellem Lernen werden Steuerungen präziser und anpassungsfähiger – auch bei wechselnden Bedingungen. Das spart Zeit bei der Einrichtung und verbessert die Leistung spürbar.
Gibt es auch Austauschmöglichkeiten jenseits von Projekten?
Ja. Wir organisieren regelmässig Veranstaltungen in der Region, bei denen wir neue Technologien, Trends und konkrete Anwendungsmöglichkeiten vorstellen. Diese Events bieten Unternehmen eine hervorragende Gelegenheit, sich zu informieren, inspirieren zu lassen und direkt mit unseren Expertinnen und Experten ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus ist CSEM Teil des Regionalen Innovationssystems (RIS) Zentralschweiz und steht Unternehmen auch für technologische Erstberatungen zur Verfügung – unkompliziert und praxisnah.
Über Vincent Revol
Vincent Revol ist seit 2024 Mitglied der Geschäftsleitung von CSEM. Er verantwortet die regionalen Standorte Alpnach, Allschwil, Landquart und neu Schwyz mit den thematischen Schwerpunkten Industrie 4.0 und Life Sciences. Er promovierte in Physik an der Ecole Polytechnique in Paris und arbeitete mehrere Jahre in der Industrie, bevor er 2013 zu CSEM wechselte. Dort leitete er zunächst den Bereich Tools for Life Sciences mit Schwerpunkt auf medizintechnischen und biowissenschaftlichen Anwendungen. Heute liegt sein Schwerpunkt auf dem Aufbau regionaler Innovationsstandorte und der engen Zusammenarbeit mit Industriepartnern, insbesondere KMU.
Weiterführende Informationen:
- Strategie Wirtschaft und Wohnen 2035 Kanton Schwyz
- Medienmitteilung des Regierungsrats Schwyz: Schwyz wird Forschungs- und Entwicklungsstandort – Kanton Schwyz
- Ausgabenbewilligung CSEM Betriebsbeitrag 2026-2033