Organoide oder sog. Mikrogewebe verändern die personalisierte Medizin dank ihres einzigartigen Potenzials bei der Krankheitsmodellierung, bei Arzneimitteltests und beim Organersatz. Das ORGANTRANS-Projekt wird sich die Fortschritte im Bereich der regenerativen Medizin zunutze machen, um die notwendigen regulierten Werkzeuge für die Entwicklung einer komplexen Leberstruktur und für den Übergang in die technische Anwendungsphase bereitzustellen.
Organoide als Lösung: Bausteine für personalisiertes Lebergewebe
Es besteht ein grosser Bedarf an innovativen Alternativen zur Organspende, und Organoide sind Teil dieser Lösung. Im Rahmen der Zielsetzungen des Projektes können Patienten mit Lebererkrankung im Endstadium, die noch über gesundes Lebergewebe verfügen, adulte Stammzellen entnommen werden. Diese Zellen werden isoliert, autonom zu Organoiden organisiert, durch Druck zusammengefügt und in einem Kombinations-Bioreaktor, dem ersten seiner Art weltweit, zur Reife gebracht.
«Dank der Fachkompetenz des Konsortiums können wir auf der gleichen Plattform die unterschiedlichen Umgebungen miteinander kombinieren, die für und die autonome Selbstorganisation (zu Organoiden) notwendig sind. Dies ist eine Voraussetzung für das Bioengineering einer gesunden Leberstruktur.», erklärt Projektkoordinator Gilles Weder vom CSEM begeistert. «Die erfolgreiche Kombination dieser Umgebungen, sowie die Bereitstellung der notwendigen Entwicklungs- und Testinfrastruktur, die biopharmazeutische Produktion und Vermarktung der Ergebnisse sowie die Leistungsvalidierung aus Sicht des Endnutzers sind nach unserem Wissensstand absolut einzigartig.»
Die Replikation eines so komplexen Organs wie der Leber erfolgt nicht ohne Schwierigkeiten, dabei ist die Sicherheit der Patienten natürlich von höchster Bedeutung. Neben der Schaffung einer Alternative zur Organspende ist ein weiterer entscheidender Vorteil des ORGANTRANS-Projekts der Aspekt der Individualisierung. Indem man patienteneigene Stammzellen repliziert, um eine Leber zu rekonstruieren, verringert man auch die Gefahr der Organabstossung.
Projektmanagerin Martina Nesverova von Amires legt ausserdem Wert darauf zu betonen, dass in allen ORGANTRANS-Entwicklungsphasen «die Spezifikationen und Verordnungen für Medizinprodukte streng eingehalten und mit Unterstützung der Kugelmeiers AG sowie der Endanwender – drei führende europäische Transplantationszentren, die zusammen mit dem Konsortiumsmitglied King‘s College London das externe Beratungsgremium bilden – gesteuert werden.»
Die etablierte und breitgefächerte Fachkompetenz des CSEM im Bereich der Biowissenschaften, Arzneimittelprüfung und regenerativen Medizin macht das Zentrum zum idealen Standort, um die Transformation von wissenschaftlichen Resultaten in bahnbrechende Lösungen für die menschliche Gesundheit zu koordinieren. «In diesem Zusammenhang legen wir starken Wert auf die Entwicklung von Deep Tech zur Unterstützung der gesamten Wertschöpfungskette von der Zellquelle bis hin zu Organ-on-a-Chip-Systemen oder gezüchtetem Gewebe», fügt Gilles Weder hinzu. «Der Aufbau starker Bindungen zwischen den Mitgliedern dieses Konsortiums und die weitere Entwicklung langfristiger Beziehungen wie z.B. mit unseren Partnern regenHU (Bioprinting) und Kugelmeiers stärken die innovativen Möglichkeiten schweizerischer KMU auf europäischer Ebene.»
ORGANTRANS wird Kapital aus Technologien schlagen, die erstmals in Europa entwickelt wurden, und eine Plattform schaffen, die individuell und zeitnah gezüchtete autologe Lebern für Patienten produzieren kann – ein echter Meilenstein, der Europa an die Spitze der regenerativen Medizin katapultieren wird. Zwar ist das spezifische Ziel des Projekts die Leberregeneration, aber es bietet die Möglichkeit, künftig auch andere Organe wie die Bauchspeicheldrüse zu regenerieren.